Konnte ich mein Schicksal abwenden?

Das habe ich mich im Laufe des letzten Jahres mehrfach gefragt. Mein Empfinden zu dieser Frage, denn sie ist nicht so einfach zu beantworten, möchte ich gerne mit dir teilen. In vielen Meditationen und tiefen Tälern, durch die ich gegangen bin, kam mir folgende Erklärung. Dieses Empfinden und Erleben ist natürlich völlig subjektiv und du siehst es vielleicht völlig anders. Dennoch möchte ich versuchen, meine Antwort auf diese Frage in Worte zu fassen, um dich zu bewegen, neue Gedanken zu zulassen, wenn du mit deinem Schicksal haderst oder gerade eine Krise zu meistern hast. Oder, weil Sensible so oder so alles bis in die Tiefe ergründen möchten.

Kurz zu meiner Geschichte… nach langer Suche, was die Ursache für meine immer stärker werdenden Gleichgewichtsstörungen ist, kam im August 2022 die schockierende Diagnose: Anti-GABA-Rezeptor Enzephalitis. Eine Entzündung im Kleinhirn, die äußerst selten vorkommt und schwere Folgen mit sich bringt. Diese möchte ich im Einzelnen gar nicht aufzählen. Es sei nur soviel gesagt, dass ich seit dem Sommer 2022 nur noch eingeschränkt gehen, stehen, schreiben und sprechen kann. Das Schicksal hat gnadenlos zugeschlagen, wie es so heißt. Aber was bedeutet es wirklich? 

Diese Frage hat mich seit dem nicht mehr losgelassen. Denn bisher bin ich ziemlich gesund und munter durchs Leben gegangen. Immer wenn sich Symptome oder eine Unzufriedenheit zeigten, habe ich die nötigen Änderungen vorgenommen oder Lösungen herbeigeführt. Die gestauten Energien wieder fließen lassen und die Aufgaben des Lebens gemeistert, daraus gelernt und mich stetig entwickelt. So dachte ich, komme ich selbstbestimmt durchs Leben. Immer in der Gewissheit, selbst die Macht und Schöpferin in meinem Leben zu sein. Im Einklang mit dem Göttlichen, meinem höheren Selbst, dem Universum, dem großen Ganzen, wie auch immer du es nennen magst. Bis zu dieser schweren Erkrankung mit diesen massiven Einschränkungen, die sich in mein Leben geschlichen hatte und es komplett auf den Kopf stellte.

Nachdem ich wieder klar denken konnte und einigermaßen bei Kräften war, stellte sich mir nur  eine Frage: Was habe ich nur falsch gemacht? Was habe ich nicht bemerkt? Klar konnte ich, trotz stetiger Wandlung, auch Situationen benennen, in denen ich mich nicht durchsetzen konnte. Da war ich vielleicht zu feige, die nötigen Schritte zu gehen. Aber deswegen diese Wirkung mit diesem Ausmaß? Das konnte doch nicht sein, oder doch? 

Aus meiner heutigen Sicht ist mein Schicksal natürlich nicht als Strafe zu sehen für etwas, was ich getan oder eben nicht getan hatte. Meine Seele möchte doch nur Erfahrungen sammeln, das hatte ich doch schon längst verstanden. Eines hatte ich allerdings auch gelernt, dass Wissen allein nicht viel Wert ist, wenn die Erfahrung fehlt. Ich darf demnach erleben, wie es sich anfühlt, heil zu werden. Eine „verwundete Heilerin“, ich, die viele Hochsensible durchs Leben begleitet und in herausfordernden Lebensphasen stets das Lichtvolle und die Kraft in diesen sensiblen Menschen sieht, ich, die mit ihrer sensitiven Wahrnehmung stets empfängt, was genau der andere braucht, um wieder leichter und glücklicher zu sein. Ausgerechnet mir passiert das? Das ist doch unvorstellbar.

Wirklich wertschätzend waren meine Gedanken, ich muss etwas falsch gemacht haben, nicht. Sie hielten mich in dem Leid gefangen. Die Selbstfürsorge, zu der ich auch die liebevollen Gedanken zähle, betreibe ich doch eigentlich schon längst. Bestimmt konnte ich noch besser werden, aber ich war hier schon recht gut. Nur in den Situationen, in denen ich mich nicht durchsetzen konnte, da habe ich ja wirklich meine Bedürfnisse unterdrückt, sie zu wenig ernst und wichtig genommen. Somit waren Gedanken wie, „ich bin es wohl nicht wert“ oder „ich muss noch härter arbeiten“, in mir verankert. Meine Erfahrung zeigt, diese destruktiven Glaubenssätze sind hartnäckig und es braucht eine gewisse Ausdauer und auch Training, um sie zu transformieren. 

Diese Gedanken, ich wäre nicht gut genug. Das bedürftige innere Kind meldete sich ständig und wollte gut vorsorgt werden. Auch das ist ein Prozess, der mich schon lange begleitet und der mich seit geraumer Zeit liebevolle Selbstfürsorge lehrt. 

Ebenso hatte ich schon längst verinnerlicht, dass ich durch die liebevolle Selbstfürsorge Fülle in mein Leben ziehe. Ganz nach dem Motto: “Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben.“ Was in meinem Inneren ist, kommt mir im Außen, in der Welt entgegen. Dass ich durch meine Gedanken auch meine Gefühle beeinflussen kann, hatte ich längst erfahren. Immer schön auf der Sonnenseite bleiben. Aber habe ich es übertrieben, wollte ich den Schatten nicht mehr sehen? So kann es sein, wenn alles extrem ins Positive gekehrt wird. Zum Beispiel wenn ein Abwehrmechanismus daraus wird, weil Schmerzhaftes nicht gefühlt werden will. Dann drängt sich der Schatten unweigerlich ins Bewusstsein. Aber das kann ich verneinen. Bei mir war es eher ein hin und her pendeln zwischen den Polen. Als Ursache kann ich auch in diesem Punkt sagen, das ist nicht der Grund.

Im Großen und Ganzen führe ich ein bewusstes Leben. Ich meditiere und reflektiere, ernähre mich mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln und bewege mich ausreichend.

Was ist es dann? Wenn doch alles im Wandel ist. Seit einiger Zeit, genauer gesagt seit dem Zeitraum, seit dem ich mich mit Thema Seele intensiver auseinander gesetzt habe, komme ich immer mehr zu der Erkenntnis und nun erlebe ich es auch wahrhaftig. Die Seele hat sich allem Anschein nach im Leben gewisse Erfahrungen vorgenommen. Eventuell karmischen Ursprungs oder rein zufällig. Diese haben wir alle wahrscheinlich, durch unser begrenztes Bewusstsein, beim Eintritt in diese Welt vergessen. Das erlebe ich auch bei meinen Begleitungen in meiner Praxis. Da ich immer in Kontakt mit der Seele meiner Klient*innen stehe und dem denkenden Menschen ihre Botschaften übermittele, habe ich immer das Empfinden, dass die Seele keine Schwierigkeiten hat. Es scheint also der Mensch mit dem mächtigen Ego zu sein, der die Seele belastet.

Aus Sicht der Seele macht sie lediglich eine Erfahrung und sie wertet nicht. Der Mensch urteilt und leidet. Ich leide immer dann, wenn ich zu viel zu schnell möchte. Mein Verstand ist oft der Meinung, dass ich doch schon weiter sein müsste und dann fühle ich mich mies. Ich vergleiche mich auch hin und wieder mit anderen Menschen. Das ist nicht sehr liebevoll und meine Seele fühlt sich niedergedrückt. Eben alles wenn die Zeit dafür reif ist, ich glaube fest daran wieder gesund zu werden. Und bis es soweit ist, übe ich weiterhin geduldig zu sein und es gibt auch weitere wertvolle Dinge, die diese Situation mich lehrt. Daran erinnere ich mich immer wieder und an meine Vision wieder laufen, springen und tanzen zu können, das hilft, wenn’s mal ganz dunkel ist. 

Bleibe ich in meiner kleinen Welt, die aus meinem Zuhause, meiner Praxis und der Physio – und Ergotherapiepaxis besteht, ist sie in Ordnung und ich fühle eine Zufriedenheit in mir. Ich spüre die Natur, die mich umgibt und, dass alles dem Zyklus von entstehen, werden und vergehen unterliegt. Genau genommen kann auch ich nichts erzwingen. Ich bin zu jeder Zeit so weit entwickelt wie nötig, alles hat seine Zeit. Manchmal fühlt es sich auch ganz leicht an. Nichts leisten zu müssen, kann sehr entspannend sein. Eigentlich möchte ich nie mehr anders leben. 

Auch aus der Familie, in die wir hineingeboren werden, weil genau hier die Bedingungen vorherrschen, die optimal zu den Erfahrungen passen, die unsere Seele machen möchte, übernehmen wir einiges an Schicksalen der vorigen Generationen. Davon dürfen wir uns liebevoll lösen und deren Geschichten hinter uns lassen. Die Bestimmung zu leben und somit das eigene Leben zu führen, der Sehnsucht unserer Seele zu folgen, das erlauben wir uns manchmal aus Loyalität nicht. Ich kann von mir sagen, hierzu habe ich viele Erkenntnisse erlangt, die mich zu der besseren Version von mir selbst haben werden lassen.

Wenn ich ehrlich bin, faszinieren mich schon lange Menschen, die eine tragische Geschichte haben. Auch fragte ich mich häufiger: Wie geht Heilung eigentlich und wie ist es, eine schwere Krankheit zu erleiden? Meine Seele wünschte sich diese Erfahrung allem Anschein nach herbei. Die Sehnsucht mehr zu Erfahren über die tiefgreifenden Prozesse der Transformation, der folge ich schon lange. Jetzt erlebe ich es und das macht den Unterschied aus. Es ist nämlich kein theoretisches Wissen mehr, sondern wird zu einer kostbaren Erfahrung mit vielen Herausforderungen, die mich wachsen lassen. 

Die 7 Schritte – Formel, die ich einst aus meiner Praxiserfahrung mit Hochsensiblen kreiert hatte, hilft mir dieses Schicksal, was ich mehr und mehr als Aufgabe annehmen kann, zu durchleben. Ich stelle sie hier nur kurz vor und gehe in den folgenden Artikeln näher darauf ein.